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Morcheln, Morcheln und nochmal Morcheln!

 

 

Morcheln sind wohl, für viele zurecht, das geschmacklich Beste, was die Pilzwelt zu bieten hat!


 

 

Spätestens wenn die ersten Krokusse nach der Schneeschmelze den Frühling ankündigen, beginnt bei den Morcheljägern die Vorfreude auf die Königin der Pilze...

Doch um in den Genuss einer Morchelrahmsauce zu kommen, bedarf es schon ein wenig Anstrengung; es sei denn, man zieht die bequeme Variante vor und kauft sie im Fachhandel...allerdings ist nicht jeder bereit 30 Euro für 35g getrockneter Spitzmorcheln oder 100 Euro für 1 kg frischer Speisemorcheln auszugeben. Viele der begehrten Pilze, zu denen neben der Speisemorchel (Morchella esculenta), der Käppchenmorchel (Morchella gigas), die Spitzmorchel (Morchella conica) sowie dem Morchelbecherling (Disciotis venosa) auch die Verpeln gehören, gelten als selten. Eigentlich stimmt das so nicht, wenn man ein paar wesentliche Dinge berücksichtigt, stellt sich auch bald das Sammlerglück ein...

 

Auf der folgenden Seite gibt es Tipps zur erfolgreichen Morchelsuche.

 

Viel Erfahrung zu diesem Thema haben wir im Austausch der "Pilzfreunde Osnabücker Land" gemeinsam gesammelt.

Besonderer Dank an Dieter Honstrass, der uns mit seinem Wissen, mit dem "Morchelfieber", angesteckt hat!

 

 

Wichtig: Alle Morcheln sind roh giftig und haben schon zu  Vergiftungserscheinungen geführt!

Wie bei allen Pilzen sollte man sie als Beilage betrachten und in Maßen genießen und unbedingt gut durchgaren.

Zudem sind alle Morchelarten geschützt und dürfen nur für den Eigenbedarf gesammelt werden.

 

Doch wie , wann und wo findet man Morcheln?

 

Wie?

 

Morcheln sind wahre Meister der Tarnung. Zum einen entspricht ihre Form nicht der eines gewöhnlich in Hut und Stiel gegliederten Pilzes. Ihre wabenförmige Struktur läßt sie manchmal wie unsichtbar erscheinen.

 

 

Auf dem Bild oben hat sich eine kleine Käppchenmorchel versteckt.

 

 

So standen wir schon neben Morcheln, ohne sie überhaupt wahrgenommen zu haben...

 

 

 

Auf diesem Bild wird eine Speisemorchel gesucht...

 

...haben sich die Augen erstmal an die besondere Struktur gewöhnt, kann man sie am linken Bildrand gut entdecken.

 

Es bedarf schon etwas Training und Konzentration, damit man nicht an Ihnen vorbeilatscht oder gar drauftritt. Hat man erstmal eine entdeckt, lohnt es sich, in Ruhe in der näheren Umgebung nach weiteren umzuschauen.

 

 Wann?

 

Die Zeit ist ein weiterer wichtiger Faktor, um fündig zu werden. Wer glaubt, dass man Speisepilze nur im Herbst findet, hat das Beste schon verpasst!

 

Hier im Norden Deutschlands kann die Morchelsaison schon im März beginnen. Die Hauptsaison ist allerdings erst nach ergiebigen Regenfällen Anfang April,  gegen Ende des Monats. Im Jahr 2014 war es  anders. Der milde Winter und Regenfälle, die gut 10-15L Regen auf den Quadratmeter brachten, ließen die Morchelsaison dann Mitte März starten...
Ungefähr 14 Tage nach dem Regen geht es dann los...

 

 

Was?

 

 

 

 

Junge Morchelbecherlinge (Disciotis venosa) eröffnen an diesem Standort stets die Morchelsaison.

Kulinarisch stehen sie der Speisemorchel in nichts nach - Feinschmecker ziehen den Morchelbecherling sogar der Speisemorchel vor. Der Pilz wird auch Adriger Scheibenbecherling genannt, auf dem folgenden Bild ist gut erkennbar, woher er seine Bezeichnung hat.

 

 

 

Ein weiteres gutes Erkennungsmerkmal ist sein Geruch. Bereits junge Fruchtkörper haben einen starken Chlorgeruch, der einen unweigerlich an Schwimmbäder erinnert. Durch Verletzen des Pilzes verstärkt er sich sogar, und läßt ihn so leicht von anderen braunen Becherlingen unterscheiden. Der unangenehme Chlorgeruch verfliegt beim Kochen und macht den Pilz zu einem echten Leckerschmecker.  :-))))

 

Kurz darauf erscheinen dann die ersten Speisemorcheln (Morchella esculenta). Es gibt sie in verschiedenen Farbformen von gelb, grau und graubraun. Mikroskopisch unterscheiden sie sich allerdings nicht.


 

 

Da sie standorttreu ist, kann man auch in den folgenden Jahren wieder mit ihr rechnen.

 

 

 

 "Minimorchel 2018"- jeder fängt mal klein an

 

   
     

Nochmals: Regen ist wichtig! Gibt es keinen, oder zu wenig davon, fällt die Morchelsaison wie z.B. 2011 "ins Wasser".

 

 

 

 

Manchmal wird man neben den Morcheln auch mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Hier im Hintergrund sind blühende Kirschbäume und ein Rapsfeld zu sehen.

 

 

Der Begleitwuchs zeigt auf diesem Foto den richtigen Standort an: Frühjahrsveilchen (blau), Scharbockskraut (gelb), Buschwindröschen (Anemone, weiß), mehr dazu weiter unten auf dieser Seite.

 

 

 

 

Speisemorchel im Querschnitt.

Die Fruchtkörper sind innen hohl.

 

 

 

 

 

 Zur gleichen Zeit erscheint dann auch die Käppchenmorchel (Morchella gigas) häufig am gleichen Standort.

 

 

 

   
     

 

 

 

Käppchenmorchel im Querschnitt - auf dem Bild ist gut zu sehen, dass der Hutrand den Stiel nicht erreicht (der Hut steht in halber Länge über). Aus diesem Grund wird sie auch Halbfreie Morchel genannt.

 

 

 

 

Dann gibt es noch die Verpeln. Auch sie kommen am selben Standort vor. Sie sind noch kleiner und scheinen nicht in jedem Jahr zu finden zu sein.

 

 

 

Verpeln sind nur an der Stielspitze mit dem Hut verbunden, und lassen sich daher gut von den Morcheln unterscheiden. Auf dem Foto ist eine Fingerhutverpel (Verpa conica) zu sehen, auch sie ist ein exzellenter Speisepilz. 

 

 

 

 

Wo?

 

Morcheln sind in ganz Deutschland zu Hause, doch fehlen sie in manchen Regionen auf Grund der passenden Bodenverhältnisse.

Speise- und Käppchenmorcheln, Verpeln und Morchelbecherlinge lieben die Kombination aus kalkhaltigen, trocken bis frischen Böden.

Die Acidität, also der Säuregrad des Bodens, ist ein wichtiger Faktor, um fündig zu werden.

Ohne aufwändig den PH-Wert des Bodens zu analysieren, läßt sich der Kalkgehalt des Bodens recht einfach bestimmen. Gewisse kalkliebende Pflanzen zeigen den richtigen Standort an, wie z.B.: Aronstab, Buschwindröschen, Lungenkraut, Schlüsselblume, Scharbockskraut, Waldmeister, Bärlauch, Lärchensporn, Bingelkraut, Pestwurz usw.

 

 

 

       

Aronstab

 

Scharbockskraut

 

Schlüsselbume

 

 

       

Waldmeister

 

Aronstab mit Blüte

 

Lungenkraut

 

Neben den Pflanzen ist eine weitere Möglichkeit, mit Salzsäure den Säuregrad des Bodens zu ermitteln. Dazu werden ein paar Tropfen 30%ige Salzsäure auf den Boden geträufelt. Ein Aufschäumen des Bodens läßt dann auf geeignete Bodenverhältnisse schließen.

 

Aber auch Tiere, wie diese Weinbergschnecke, sind in Kalkgebieten häufig zu finden.

 

 

 

 

Ob der Boden die richtige Wasserspeicherfähigkeit hat, überprüft man am einfachsten wie folgt: Etwas Erde in eine Hand nehmen, die Hand fest schließen, bis sich ein Würstchen geformt hat. Läßt sich auf diese Weise ein Würstchen formen, aus dem sich auf Druck kein Wasser herausdrücken läßt, ist die Wasserspeicherfähigkeit ideal. Rieselt die Erde duch die Hände ist der Boden zu trocken - tropft Wasser aus den Würstchen ist der Standort zu feucht.

 

Dann ist es sehr von Vorteil, wenn Eschen (Fraxinus excelsior) in unmittelbarer Nähe stehen. Größere Eschenbestände lassen sich meistens schon von weitem zur Morchelzeit erkennen, da sie sehr spät ihre Blätter entfalten. Meistens ergrünen die Bäume zur ähnlichen Zeit wie Eichen (Quercus).


 

Eschenbestand an einer Topmorchelstelle

 

Auf dem Foto oben ist ein schöner Eschenbestand an einer Top- Speisemorchelstelle zu sehen.

 

Im Sommer hingegen läßt sich die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) gut an ihren zusammengesetzten, gegenständigen und gefiederten Blättern erkennen.

 

Weitere gute Morchel-Standorte sind bachbegleitende Gehölze, Auenwälder und Streuobstwiesen.

 

Ebenfalls zu den köstlichen Morcheln zählt die Spitzmorchel (Morchella conica). Sie ist allerdings eher auf sauren Böden zu Hause und erscheint von März bis Juni.

 

 

 

Die Spitzmorchel unterscheidet sich von der Speisemorchel durch ihre länglichen Gruben und ihre fast in einer Linie laufenden Längsrippen.

 

Sie bevorzugt an ihrem natürlichen Standort Fichten- und Tannenwälder. Desweiteren kommt sie auf Holzlagerstellen oder alten Brandstellen vor. Es kann sich also durchaus lohnen, Brandstellen vom vorjährigen Osterfeuer genauer anzusehen...

Noch verbreiteter sind sie auf Rindenmulch. Am besten Rindenmulch von Fichten oder Koniferen (je billiger desto besser). Auf diese Art und Weise läßt sich die Spitzmorchel (oder RiMuMo = Rindenmulchmorchel) sogar mit ein bißchen Glück zu Hause ansiedeln, denn in den Mulchtüten ist möglicherweise das Pilzmycel enthalten. Der Mulch wird dazu im Herbst auf die eigenen Beete ausgebracht. Wenn dann das in ihm enthaltene Mycel gut gedeiht, kann man nach entsprechenden Regenfällen im Frühjahr eine üppige Ernte einfahren.

Die RiMuMo ist deshalb, auf gemulchten Beeten, innerhalb der Stadt häufig anzutreffen.

 

 

 

   

verschiedene Mulchbeete

 

mitten in Quakenbrück...

 

Manche nennen die Spitzmorchel auch etwas scherzhaft "Lidlmorchel", weil die gemulchten Parkplatzbeete ideale Standorte für sie sind.

...allein auf dem neu angelegten Parkplatz eines Technikmarktes wuchsen über mehrere Wochen ca. 400 Spitzmorcheln...

 

 

So sind sie in Gärten, Einkaufcentren, Banken, Parks und an anderen öffentlichen Gebäuden zu finden.

Es lohnt sich also schon im Herbst zu schauen, wo frisch gemulcht wird...

Leider ist die Spitzmorchel auf Mulchbeeten, im Gegensatz zu den natürlichen Standorten, nur einjährig.

 

Gibt es auch giftige Doppelgänger der Morcheln?

 

Wie fast alle Pilze haben auch Morcheln einen giftigen Doppelgänger: Die Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta)

 

 

typisch für diesen Pilz sind die gehirnartigen Windugen des Hutes

 

Ihr Gift (Gyromitrin) hat, besonders in Osteuropa, schon zu vielen tödlichen Vergiftungen geführt. Da dieses leberschädigende Gift nicht hitzebeständig ist, wird er dort, und auch in skandinavischen Ländern, noch häufig gesammelt und ist teilweise sogar Marktpilz.

Da der Pilz aber durch Trocknen und langes garen, nicht restlos entgiftet wird, bleibt ein hohes Restrisiko.

Im Gegensatz zur Speisemorchel & Käppchenmorchel findet man diesen Pilz oft auf sandigen, nährstoffarmen Böden bei Kiefern.

 

 

Zu guter Letzt:

Lassen sie sich nicht entmutigen, wenn es nicht gleich klappt mit den Morcheln. Etwas Ausdauer und Hartnäckigkeit ist schon von Nöten, um die Meister der Tarnung zu entdecken.

Hilfreich sind auch spezielle Morchelkurse, wie sie z.B. Dieter Honstrass anbietet oder in nächster Zukunft einer der Pilzfreunde Osnabrück...

 

 

Und hier noch ein paar Impressionen erfolgreicher Morcheltouren...

 

 

 

 

 

Gemeinsam sieht man mehr...Pilzfreunde Osnabrück im Jahr 2012.

Gefunden wurde leider nur 1 Speisemorchel, aber es ist ein Nachweis, dass an der richtigen Stelle gesucht wurde :-)

 

   

2013 Andy, Marco & Martin

 

2013 Jan, Martin & Andy

 

   

Elli und Melanie auf

Morchelpirsch 2014

 

Luisa mit der Tagesernte

 

 

 

2014 war ähnlich wie 2013 ein super Morcheljahr.... hier Andy und ich auf Morcheltour.

 

 

...Eschen im Hintergrund...

 

 Ganz so schlimm war es nicht, der Traktor stand nur zufällig rum... für den Abtransport der Käppchenmorcheln reichte ein gewöhnlicher Korb.